Ausgabe #3 Entwurf / Modell November 2014
Ausgabe #3 setzt einen Schwerpunkt auf die Begriffe Entwurf und Modell. Die Autor_innen beschäftigen sich in ihren Texten mit der Frage, welches Informations- und Wissenspotenzial Modellen, zumal architektonischen Modellen, zukommt. Sie gehen dabei vom Entwerfen als einer künstlerisch-epistemischen Praxis aus. Welche Informationen, welche Erkenntnisse, welches Wissen werden am Modell expliziert und von diesem bereit gehalten? Daran anschließend: Wie verhalten sich das Modell und seine Sichtbarkeiten, wenn sie selbst medial reproduziert werden – etwa durch die Fotografie oder den Film? Mit dem Themenschwerpunkt fragen die Autor_innen also sowohl nach den Potenzialen des Modells als Werkzeug als auch nach denjenigen eines Modells als Medium.
Medienreflexion im Kippmoment: Kinematografische Modelle
Inwiefern vermag ein Modell unsere Wahrnehmung so zu irritieren, dass wir sowohl das entsprechende Objekt als auch unsere eigene Wahrnehmung zu überdenken beginnen? Anhand von Modellen aus der architektonischen und kinematografischen Praxis wagen die beiden Autorinnen Stefanie Bräuer und Sarine Waltenspül ein Schreibexperiment: Ausgehend von gemeinsamen Thesen befragen sie die Modelle nach ihrer aktiven Rolle in Produktions- und Reflexionsprozessen. Sie leiten ihre Texte mit einer gemeinsam formulierten Fragestellung ein und gleichen ihre jeweiligen Befunde in einem zusammen verfassten Schlussteil ab.
Medienreflexion im Kippmoment: Axonometrisches Modell für Peter Eisenmans House X
Inwiefern vermag ein Modell unsere Wahrnehmung so zu irritieren, dass wir sowohl das entsprechende Objekt als auch unsere eigene Wahrnehmung zu überdenken beginnen? Anhand von Modellen aus der architektonischen und kinematografischen Praxis wagen die beiden Autorinnen Stefanie Bräuer und Sarine Waltenspül ein Schreibexperiment: Ausgehend von gemeinsamen Thesen befragen sie die Modelle nach ihrer aktiven Rolle in Produktions- und Reflexionsprozessen. Sie leiten ihre Texte mit einer gemeinsam formulierten Fragestellung ein und gleichen ihre jeweiligen Befunde in einem zusammen verfassten Schlussteil ab.
Häuser im Herbarium. Medien der Architekturvermittlung am Beispiel der Internationalen Bauausstellung 1957
Als im Frühjahr 1957 der Katalog Wiederaufbau Hansaviertel zur Internationalen Bauausstellung Interbau in Westberlin erstellt wurde, waren die zugehörigen Bauten noch nicht fertiggestellt. Für eine fotografische Wiedergabe waren sie somit nicht verfügbar. Stattdessen wurden neben wenigen Perspektivzeichnungen vor allem Modellfotos der Wohnhäuser gezeigt. Im folgenden Essay werden die in der Publikation verwendeten Visualisierungsmedien, vornehmlich das Modell und die Modellfotografie, auf ihr eigenes Potential der Wissens- und Erkenntniserzeugung hin befragt. Das Beispiel ermöglicht einen kritischen Blick auf die Medien architektonischer Künftigkeit.
Modelle thermischer Behaglichkeit
Oftmals wird thermische Behaglichkeit in Gebäuden als eine für den architektonischen Entwurf nachrangige Eigenschaft betrachtet, da sie mit zusätzlicher Gebäudetechnik leicht umsetzbar zu sein scheint. Modelle, welche Zusammenhänge zwischen Klima, Gebäude und Mensch abbilden, können helfen, Behaglichkeit als Faktor schon während des Entwurfsprozesses zu stärken und damit primär architektonische Lösungen, also Lösungen mit möglichst wenig additiver Gebäudetechnik, zu klimatischen Entwurfsfragen zu ermöglichen. Unterschiedliche Entwurfswerkzeuge, Technologien und Strategien werden in der Planung von Gebäuden eingesetzt. Unabhängig davon bleibt die Frage, wie ein Gebäude optimal für das Klima seiner Umgebung und die erforderliche Nutzung gestaltet werden kann, für die Umsetzung einer architektonischen Lösung relevant. Modelle zur Bewertung der zu erwartenden Behaglichkeit innerhalb des Gebäudes ermöglichen hierfür ein Verständnis über Auswirkungen und somit Sinn und Nutzen verschiedener Entwurfsvarianten in einem frühen Stadium des Entwerfens.
Denken (mit) der Kunst oder: Was ist ein theoretisches Objekt?
Was mag das sein, ein theoretisches Objekt? Und was bedeutet es, kunsthistorische Gegenstände als theoretische Objekte in Anspruch zu nehmen? Der Text erläutert den Begriff und skizziert Grundzüge dieses methodologischen Ansatzes. Dabei wird die Notwendigkeit betont, Kunst und Theorie in der kunsthistorischen Analyse in einen wechselseitigen Dialog zu versetzen. Es geht um die Möglichkeit, sich einem Denken (mit) der Kunst zu nähern.
Fotografische Zurichtung privater Dinge. Einige Überlegungen zur Publikation Akram Zaatari. Earth of Endless Secrets
Erzählen private Notizbücher, Tonbandkassetten und Fotografien Geschichten? Oder berichten gesammelte Früchte und Steine vom Krieg? Der libanesische Künstler Akram Zaatari transformiert scheinbar belanglose Dinge zu Bedeutungsträgern.
Wildes Wissen. Der enzyklopädische Garten von Armand Schulthess
Das Projekt eines enzyklopädischen Gartens, an dem der Schweizer Armand Schulthess in der Einsamkeit der Tessiner Berge von 1951 bis 1972 unermüdlich gearbeitet hat, ist weitgehend vergessen. Schulthess leitete eine Damenkonfektionsfirma mit Geschäften in Genf und Zürich bis ihn 1934 die Wirtschaftskrise in die Knie zwang und er im Volkswirtschaftsdepartement in Bern angestellt wurde. Die meiste Zeit seines Lebens war er also Schreiber, darin Flauberts Helden Bouvard und Pécuchet nicht ganz unverwandt. Und wie sie machte auch er im Alter von 50 Jahren eine radikale Kehrtwendung, um seine Idee einer „Enzyklopädie im Walde“ (Harald Szeeman: Von/Über/zu/mit Harald Szeemann. Museum der Obsessionen, Berlin 1981, S. 88.) zu verwirklichen. Was ihm vorschwebte ist nichts Geringes …
Julia und die Sonne
Julia und die Sonne ist ein poetischer Text; geschrieben für ein Installationsprojekt, das unter der Regie von Anke Eckardt am 7. Februar 2013 auf der Tagung [Dys]Funktionalität klanglicher Gestaltung: von der Militärmusik bis zum persönlichen Klingelton an der Humboldt Universität in Berlin aufgeführt wurde. Er bezieht sich auf die Interaktion einer solch poetischen Konstruktion und hält die Spannung zwischen Fiktion und Realität, Funktion und Dysfunktion, zwischen alltäglichen und poetischen Erlebnissen und besitzt daher einen experimentellen Charakter.
Heute denken, morgen fertig. Dilettantismus-Begriffe gestern und heute
Während der Dilettant im Konzept der klassischen Kunst zu einer peinlichen Figur erklärt wird, die bloß spielend agiert, ohne sich den Mühen und dem Ernst eines anstrengenden Studiums zu unterziehen, weshalb ihm die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten fehlen, wird der Dilettant im modernen Kunstbetrieb zu einem agent provocateur: Er lehnt sich gegen das Regime der notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten auf – und begrüßt das Unfertige, nicht-perfekte als Form des Neuen. Unter dem Motto ‚Gelerntes vergessen‘ entsteht so ein strategischer Dilettantismus, der anerkannte Kunstbegriffe in Frage stellt – und dadurch Kunst schafft.
Zur Disposition eines verschwiegenen Wissens im Tanz oder: Die Kunst der Beziehungsstiftung
Der Bühnentanz kann unumwunden als Gattung gelten, deren verkörperte Bewegungskunst „mehr weiß als sie zu sagen weiß“ (Michael Polanyi). Mit dieser gleichsam schillernden Figur eines tacit knowing scheint hinlänglich ein Wissen bestimmbar, das körperzentriert und prozessual am Werk einen „schweigenden“ Bereich zu umschreiben scheint. Vor dem Hintergrund dieser einleuchtenden wie fragwürdigen Perspektivierung von Polanyis Denkfigur und der ästhetischen wie kulturellen Wirkmächtigkeit eines ‚anderen‘ Wissens im Tanz wird die dynamische Struktur ‚implizit (zu) wissen‘ als Modell einer aktivierten Beziehungsstiftung befragt.