Sophie Berrebi discusses in her lecture the use of documents in the visual arts in the first decade of the 21rst century. She focusses on artists, who shed light on the potentials, mechanisms and traditions of analogue forms of documentary practices in contrast to the contemporary emphasis on the usage of digital media. In doing so they question the status of art works as well as of documents and the relationship of museums and archives. We present here the presentation manuscript of the lecture and add the notes taken by two members of the research training group. This most common kind of documentation of lectures in most scientific disciplines points out the processes of selection und accentuation in listening and recording.
Ausgabe #7 FAKTEN SCHAFFEN. November 2017
Die Ausgabe #7 von wissenderkuenste.de widmet sich dem Dokumentieren als einer vielfältigen Praxis der Wissenserzeugung, die sowohl in den Künsten als auch in den Wissenschaften Anwendung findet und in der es zugleich darum geht, Sachverhalte festzuhalten, zu belegen und zu vermitteln. Dies versucht auch die vorliegende Ausgabe: Sie versteht sich als Dokument der Veranstaltungsreihe „FAKTEN SCHAFFEN. Von der Kunst und der Wissenschaft des Dokumentierens“, die im Wintersemester 2016/17 stattfand und (ver)sammelt unterschiedliche Dokumente der einzelnen Abende, zu denen Künstler_innen und Wissenschaftler_innen eingeladen waren. Diese werden durch Beiträge von Mitgliedern des Graduiertenkollegs „Das Wissen der Künste“ ergänzt, die deren Gedanken weiterdenken.
21.11.2016 Narrative, Institutionen und Akteur_innen der Archivierung von Theater
Theater ist per se keine einfache Archivalie: Es ist an vergängliche Akteur_innen gebunden und seine Aufführungen sind – wie seine spezifische Ästhetik – flüchtig. Zudem stellt es selbst immer schon ein Archiv künstlerischer und gesellschaftlicher Praktiken und Diskurse dar, die in den Aufführungen auf- und ausgeführt werden. Der Umgang mit den je schon lückenhaften Dokumenten entpuppt sich dabei nicht nur als methodische, sondern auch als politische Herausforderung für die Akteur_innen, da Entscheidungen über theatrales Wissen und Nichtwissen getroffen werden müssen. Stefanie Wenner, eine der Initiator_innen der Arbeitsgruppe für ein Archiv des freien Theaters und Erdmut Wizisla, Leiter des Bertolt-Brecht-Archivs, geben Einblicke in die Praxis und Diskurse von Archivar_innen und Archivaktivist_innen, die mit Dokumenten des Theaters und ihren Macher_innen umgehen.
Weiterdenken: Zur Dokumentation von Performer_innen und anderen Akteur_innen im Theater
FAKTEN SCHAFFEN am 27.11.2016: Die Moderatorin und Autorin dieses Artikels fragt die Gäste auf dem Podium, wie die spezifische Körperlichkeit der Theaterakteur_innen in ein Archiv Eingang finden kann und bekommt die Antwort: „Gar nicht!“ Mit dieser zwar zutreffenden, aber nicht zufriedenstellenden Antwort begann eine Spurensuche nach Ansätzen, wie die Darsteller_innen des Theaters zu dokumentieren seien. Welche Konzepte gibt es? Welche Besonderheiten bestehen für die Dokumentation von Performer_innen im Gegensatz zu Schauspieler_innen?
05.12.2016 Der zukünftigen Erinnerung überliefern – Dokumente der Vergangenheit im Denkmalinventar
Matthias Noell erläutert in seinem Vortrag die Ziele, die mit der Erstellung eines Denkmalinventars seit den 1830er Jahren verfolgt wurden. Vordergründig handelt es sich um die historisch-statistische Beschreibung von Kunstdenkmalen. Daneben geht es um die Vermittlung des Erbes in Form eines möglichst vollständigen Katalogs. Im wiedergegebenen Vorlesungsmanuskript werden Methoden und Techniken zur Erfassung von Denkmälern, wie Kartografie und Fotografie, beschrieben. Wie sich herausstellt, waren die historischen Inventare nicht nur als wissenschaftliche Dokumentation eines Bestands angelegt, sondern sollten auch als Vorbilder für die praktische Verwertung in Kunst und Architektur dienen.
09.01.2017 „Schiffbruch mit Zuschauer: Philip Scheffners Havarie und die Arbeit des Dokumentarfilms an einer Daseinsmetapher“
In seinem Vortrag diskutierte Friedrich Balke den Film Havarie von Philip Scheffner als eine komplexe Auseinandersetzung mit dem von Hans Blumenberg eingeführten Topos Schiffbruch mit Zuschauer. Ganz ähnlich der Videoaufnahmen der Zuschauenden, die als Ausgangsmaterial des Films die Havarie beweisen, haben wir versucht, die Vortragssituation in der Berliner Universität der Künste mittels eines 3D-Laser-Scans festzuhalten.
23.01.2017 Fact and Fiction in Video Art [Fakt und Fiktion in der Videokunst]
Within documentary practices the relationship between fact and fiction is constantly renegotiated. The films and videos by John Smith address this relationship in a special way, disarrange it, and in doing so, reveal the conditions of producing filmic truth. We invited John Smith to show his films and comment on them in this regard. Here we present audio recordings of his statements and short descriptions of the films he referred to. In the following text, film scholar Volker Pantenburg points out the importance of John Smith’s voice in his films, it creates a reflexive level. In a similar way, the audio files create a commentary level for the films in this article. Additional drawings by the Berlin based artist Maxim Bauer illustrate the conversational character of the evening.
Weiterdenken: An/zu den Filmen von John Smith
Dokumentarische Praktiken sind mit medialen Transfers verbunden. Wahrnehmungen und das Nachdenken über das Wahrgenommene werden dabei in eine andere Form gebracht. Julian Bauers Beschreibungen von den Filmen, die John Smith im Rahmen von FAKTEN SCHAFFEN präsentierte, transferieren zum einen die Filme und zum anderen die durch sie im Nachhinein ausgelösten Gedanken, Fragen und Thesen in Schrift und laden zum Mit- und Weiterdenken daran ein.
Weiterdenken: In a Hotel State of Mind…
Verändert der Aufenthalt in einem Hotelzimmer unser Denken? Inwieweit prägt das Hotel eine eigenständige Perspektive auf die Welt? Diesen Fragen geht der vorliegende Text mit Blick auf die Videoserie Hotel Diaries des britischen Experimentalfilmers und Videokünstler John Smith und unter Heranziehung von Wayne Koestenbaums Hotel Theory nach.
06.02.2017 Aufzeichnen und Vermitteln darstellender Kunst durch Dokumentationen
Wie lassen sich Theater und Tanz als ‚flüchtige‘ Künste dokumentieren und archivieren? Welche Bedeutung haben Dokumente für die Reflexion und Vermittlung von Tanz- und Theaterereignissen? Wir haben Virginia Thielicke und Franz Anton Cramer eingeladen, über das Aufzeichnen und Vermitteln von Tanz- und Theaterkunst zu sprechen. Während Virginia Thielicke im Rahmen eines erfahrungsorientierten Rezeptionsverfahren für die Theaterpädagogik Dokumente als Antworten auf zeitgenössische Theaterproduktionen betrachtet, stellt Franz Anton Cramer Strategien der Dokumentation und Archivierung in Tanz und Performance anhand von Befunden aus dem Forschungsprojekt „Verzeichnungen“ (2012-2015) vor.
13.02.2017 Poetics and Politics of Scientific Sound Archives [Poetiken und Politiken wissenschaftlicher Sound-Archive]
Scientific experiments with documenting and archiving sound resulted in the creation of diverse techniques which were eventually used beyond the sciences, too. By addressing the poetics and politics of scientific sound archives an institution comes into focus which is at the intersection of art and science. While Viktoria Tkaczyk analyzed sound recordings from the perspective of cultural studies, Gill Aubry presented his artistic work with sound archives. Here, the evening is documented by photographs, documentation of Gilles Aubry’s works and the transcription of Aubry’s lecture.
Weiterdenken: FAKTEN SCHAFFEN! Sieben Thesen zum Dokumentieren in den Künsten und Wissenschaften
Während der Konzeption der Veranstaltungsreihe wie auch der Onlinepublikation FAKTEN SCHAFFEN. entstanden Arbeitsfragen und -thesen, die das Verhältnis von Dokumentieren und Dokumenten in den Künsten und den Wissenschaften näher zu bestimmen versuchten. Als Abschluss und Ausblick stellen die Organisator_innen der Veranstaltungsreihe hier sieben Thesen zur Disposition.