Das Projekt eines enzyklopädischen Gartens, an dem der Schweizer Armand Schulthess in der Einsamkeit der Tessiner Berge von 1951 bis 1972 unermüdlich gearbeitet hat, ist weitgehend vergessen. Schulthess leitete eine Damenkonfektionsfirma mit Geschäften in Genf und Zürich bis ihn 1934 die Wirtschaftskrise in die Knie zwang und er im Volkswirtschaftsdepartement in Bern angestellt wurde. Die meiste Zeit seines Lebens war er also Schreiber, darin Flauberts Helden Bouvard und Pécuchet nicht ganz unverwandt. Und wie sie machte auch er im Alter von 50 Jahren eine radikale Kehrtwendung, um seine Idee einer „Enzyklopädie im Walde“ (Harald Szeeman: Von/Über/zu/mit Harald Szeemann. Museum der Obsessionen, Berlin 1981, S. 88.) zu verwirklichen. Was ihm vorschwebte ist nichts Geringes …
Helga Lutz
Helga Lutz studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft in London, Heidelberg, Berlin und promovierte 1999 mit einer Arbeit zu den Texten und Zeichnungen von Unica Zürn. Anschließend war sie Postdoctoral Fellow an der University of California, Berkeley und Postdoktorandin am Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ der Humboldt Universität zu Berlin. Ab 2004 war sie wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“ (Weimar/Erfurt/Jena) sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft der Universität Erfurt. Seit 2014 ist Lutz Teilprojektleiterin in der DFG-Forschergruppe „Medien und Mimesis“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie arbeitet an einem Habilitationsprojekt zum Thema „Hybride Dinge. Zur Operationalisierung des Realen in der Vor- und Nachmoderne“ (Arbeitstitel).