Ästhetik des Aufruhrs: Dekoloniale Verschiebungen im zeitgenössischen Theater

Ausgabe #8

Zeitgenössische Theaterstücke von etlichen afrikanischen und afro-diasporischen Künstler_innen weisen im Theater eine Vielzahl ästhetischer Verfahren innerhalb eines breiten Spektrums dekolonialer Ästhetiken auf.

Kunstschaffende bringen – so die zentrale These – eine Ästhetik des Aufruhrs hervor, die nicht allein mit dem Prinzip des delinking zu fassen ist, sondern Prinzipien der Erhebung, des Aufschreis und des Verlachens umfassen. Künstler_innen kritisieren und dekonstruieren mittels satirischer, absurder und grotesker Elemente koloniale und postkoloniale Herrschaftsverhältnisse und nutzen das Verlachen von Gewaltverhältnissen als eine wichtige subversive Strategie. Diese These exploriere ich anhand des Stücks Im Namen des Vaters, des Sohnes und des J.M. Weston des kongolesischen Dramatikers Julien Mabiala Bissila.

06.02.2017 Aufzeichnen und Vermitteln darstellender Kunst durch Dokumentationen

Ausgabe #7

Wie lassen sich Theater und Tanz als ‚flüchtige‘ Künste dokumentieren und archivieren? Welche Bedeutung haben Dokumente für die Reflexion und Vermittlung von Tanz- und Theaterereignissen? Wir haben Virginia Thielicke und Franz Anton Cramer eingeladen, über das Aufzeichnen und Vermitteln von Tanz- und Theaterkunst zu sprechen. Während Virginia Thielicke im Rahmen eines erfahrungsorientierten Rezeptionsverfahren für die Theaterpädagogik Dokumente als Antworten auf zeitgenössische Theaterproduktionen betrachtet, stellt Franz Anton Cramer Strategien der Dokumentation und Archivierung in Tanz und Performance anhand von Befunden aus dem Forschungsprojekt „Verzeichnungen“ (2012-2015) vor.

05.12.2016 Der zukünftigen Erinnerung überliefern – Dokumente der Vergangenheit im Denkmalinventar

Ausgabe #7

Matthias Noell erläutert in seinem Vortrag die Ziele, die mit der Erstellung eines Denkmalinventars seit den 1830er Jahren verfolgt wurden. Vordergründig handelt es sich um die historisch-statistische Beschreibung von Kunstdenkmalen. Daneben geht es um die Vermittlung des Erbes in Form eines möglichst vollständigen Katalogs. Im wiedergegebenen Vorlesungsmanuskript werden Methoden und Techniken zur Erfassung von Denkmälern, wie Kartografie und Fotografie, beschrieben. Wie sich herausstellt, waren die historischen Inventare nicht nur als wissenschaftliche Dokumentation eines Bestands angelegt, sondern sollten auch als Vorbilder für die praktische Verwertung in Kunst und Architektur dienen.

Weiterdenken: Zur Dokumentation von Performer_innen und anderen Akteur_innen im Theater

Ausgabe #7

FAKTEN SCHAFFEN am 27.11.2016: Die Moderatorin und Autorin dieses Artikels fragt die Gäste auf dem Podium, wie die spezifische Körperlichkeit der Theaterakteur_innen in ein Archiv Eingang finden kann und bekommt die Antwort: „Gar nicht!“ Mit dieser zwar zutreffenden, aber nicht zufriedenstellenden Antwort begann eine Spurensuche nach Ansätzen, wie die Darsteller_innen des Theaters zu dokumentieren seien. Welche Konzepte gibt es? Welche Besonderheiten bestehen für die Dokumentation von Performer_innen im Gegensatz zu Schauspieler_innen?

Reparatives Erinnern. Der Code Noir auf der documenta 14

Ausgabe #6

Der Beitrag berichtet von einem Abend im Parlament der Körper im Kasseler Fridericianum. Am 17. Juni 2017 versammelten sich unter dem Titel Black Athena reloaded 2: The Code Noir on trial Paul B. Preciado als Gastgeber, Pélagie Gbaguidi, Künstlerin der documenta 14, sowie die Wissenschaftler_innen Françoise Vergès, David Scott und Tavia Nyong’o und das Publikum, um über diesen zentralen Gesetzestext der kolonialen kapitalistischen Moderne zu sprechen und an die bis heute reichende Gewalt zu erinnern. Die Veranstaltung wird im Verhältnis zu weiteren Thematisierungen des Code Noir im Rahmen der documenta 14 diskutiert und als Versuch der Tribunalisierung verstanden, bei dem durch reparatives Erinnern eine Öffentlichkeit für die Geschichten der Gewalt aber auch des Widerstands hergestellt wird.