An den Rändern des Wissens. Über künstlerische Epistemologien (2023)

Künste bilden einen genuinen Bereich der Produktion von Wissen. Künstlerisches Wissen steht dabei im Austausch mit anderen kulturellen, sozialen oder politischen Wissensbereichen, es ist zugleich mit Praktiken verbunden, die an die Ränder etablierter und konsolidierter Wissensformen führen können. Die Beiträger*innen des Bandes stellen transdisziplinäre Ansätze zum Verständnis künstlerischer Wissensgenerierung vor, die aus dem Graduiertenkolleg »Das Wissen der Künste« hervorgegangen sind.

Das Ästhetisch-Spekulative (2020)

Spekulation ist ein riskantes Unterfangen. Als Wette auf unverfügbare Zukünfte, kommende Gegenwarten oder alternative Vergangenheiten ist sie geprägt vom Nicht-Wissen, auf das sie sich ausrichtet und von dem sie ihren Ausgang nimmt. Im Unterschied zu Ökonomie und Zukunftsforschung, die dem Nicht-Wissen mit Strategien des Risikomanagements begegnen, erforschen die Künste Möglichkeitsräume jenseits von gesicherter Erfahrung und prognostischem Wert. Sie sind dem Ungewissen verpflichtet – also dem, was man (noch) nicht wissen, über das man jedoch spekulieren kann. Im ästhetischen Spekulieren vermögen die Künste gleichermaßen plausible und widersprüchliche Szenarien zu testen, Heterochronien zu erproben und andere Körper zu denken. Der Band fragt, welches andere Wissen die spekulativen Verfahren der Kunst freilegen. Wie wird Künftiges, Virtuelles oder Utopisches vorstellbar? Und wie lassen sich vor diesem Hintergrund Kategorien wie künstlerische Produktion, ästhetische Erfahrung oder der Wert des Kunstwerks neu bestimmen?

Wessen Wissen? Materialität und Situiertheit in den Künsten (2018)

»Wessen Wissen?« ist einerseits eine Frage nach Akteur_innen, Körpern, Materialien und Technologien, die in künstlerischen Produktions- und Wissensprozessen miteinander interagieren. Diese lassen sich als Übersetzungen und Transformationen beschreiben, in denen Künstler_innen längst nicht mehr die einzigen Subjekte des Wissens sind. Denn in den künstlerischen Praktiken des Entwerfens, Skizzierens, Modellierens, Probens und Experimentierens entfalten Medien und Materialien ihre je eigene agentielle Kraft. 

»Wessen Wissen?« ist andererseits eine Frage nach der Heterogenität von Wissensformationen in ihren partikularen und partialen Perspektiven, also nach situated knowledges. Damit wird die Vorstellung einer allgemeingültigen, körperlosen, neutralen Objektivität bestritten. Im Gegenzug nimmt das situierte Wissen der Künste für sich in Anspruch, Erkenntnisse hervorzubringen und zur Verfügung zu stellen. Es steht demnach für verkörperte Kenntnisse, die in das Feld des zugelassenen und legitimen Wissens kritisch intervenieren.

zweifeln

Ausgabe #10

Die Philosophie kennt den Zweifel als Methode: Indem alles dem Bewusstsein Gegebene aufgerufen und als Grundlage der Erkenntnis verworfen wird, gelangt das denkende Subjekt zu der unbezweifelbaren Gewissheit, dass es denkt. Eine solche erkenntnistragende Gewissheit spricht die Philosophie der Kunst und der ästhetischen Erfahrung ab. Dabei kennt auch die Malerei Zweifel an den sinnlichen Gegebenheiten, die sie nur scheinbar unbefragt ins Bild setzt. Der Beitrag folgt dem Bildzweifel als Verfahren künstlerischen Forschens und als Form eines sensiblen Wissens, das sich aus einem Exzess an Ungewissheit speist.