Lisa Großmann besucht für ihre Forschung regelmäßig Proben von Theatermacher_innen wie dem Theaterkollektiv VOLL:MILCH. VOLL:MILCH haben ihr selbst geschossene Fotografien aus den Probenprozessen zu ihren bisherigen Inszenierungen zur Verfügung gestellt und in einem Gespräch über die Verbindungen zwischen ihren Proben und dem Fotografieren ihre Arbeitsweisen erläutert. Welche Rolle spielt die Fotografie in den Proben? Wie wird mit Fotografie in künstlerischen Prozessen umgegangen? Dieser Beitrag richtet den Blick auf den Theaterprobenprozess und eröffnet dabei implizit Parallelen zu Entwurfsprozessen der Architektur und Entwicklungsprozessen von Performance Art, ohne diese explizit zu thematisieren.
Kastanienallee 8
Die Berliner Künstlerin Katharina Lüdicke ergründet mit ihren Eingriffen in den Stadtraum die (utopischen) Potenziale provisorischer Architektur. Im Sommer 2015 fand ihre Aktion „Kastanienallee 8“ statt. Lüdicke hat uns nicht nur das Video zur Aktion bereitgestellt, sondern auch umfassend auf unsere Fragen geantwortet.
The Big Lebowski
Drei Comic-Frames. Sie entstammen dem Film The Big Lebowski (Ethan und Joel Coen, USA 1998). Die Cadrage ist eine andere, die Bilderfolge ist lückenhaft, Farbe, Ton und Bewegung sind verloren gegangen. Darüber hinaus stehen die Zeichnungen im Kontext einer Auseinandersetzung mit dem Begriff des Provisorischen, der den (zynischen) Blick auf den Austausch von Urne und Kaffeedose lenkt. Durch die Bilder zieht sich auf diese Weise eine Erfahrung von Verschiebung. Ein Sehen von unterschiedlichen Gegenständen und Medien, die zugleich im Wissen einen gemeinsamen Kontext bewohnen: „for the wind passes over it, and it is gone, and its place knows it no more.“ (Psalm 103. 16 (die bildliche Evidenz trügt).)*
Ästhetik des Provisorischen. Über Bricoleur und Provisoriker/in
Fahrradsattel mit Gaffa-Tape kleben, Regal mit Kabelbinder festzurren, Garten mit Hochbeeten aus Paletten anlegen, Designermöbel aus zusammengeschraubten Schichtholzplatten imitieren, Treppengeländer mit Wäscheschnur bespannen. All diese Praktiken bringen Artefakte hervor, die eine Ästhetik des Provisorischen eint. Man sieht den Interieurs, Stadtgärten und Objekten ihr Gemachtsein an und soll es auch. Eine auf Dauer angelegte Unfertigkeit tragen sie zur Schau, weil Dinge aus der Infrastruktur unserer Post-Industriekultur umgenutzt werden oder auf Dauer gestellt ist, was einmal für den schnellen Warenumschlag gedacht war. Warum ist eine Ästhetik des Provisorischen so verbreitet und angesagt? Und was unterscheidet den Bastler, den der Ethnologe Claude Lévi-Strauss beschrieben hat, von dem/der Provisoriker/in von heute?
Das Perpetuum mobile – oder: wie das Provisorische in die Maschine kam
Provisorien können als eine Art Behelf verstanden werden, ephemere gesichtslose Dinge, materielle Halbwertzeiten in persona, besser in re, Überbrückungsbeihilfen für schlechte Zeiten oder auch nur als symbolischer Indikator/Chiffre der, teleologisch betrachtet, den langen Weg bis ‚alles gut ist‘ (wie auch immer das individuell definiert wird) markiert. Im Folgenden steht jedoch nicht diese vor Pluralität strotzende Welt provisorischer Dinge im Mittelpunkt, sondern ein apparativer Antagonist. Als solcher positioniert, weil es eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Technologie ist, die im Gegensatz zu partiellen, temporär begrenzten Problemlösungsstrategien (in Form von Geräten, Kunstgriffen, etc.) nicht weniger als die Unendlichkeit zum Ziel hat, das ‚sich unentwegt Bewegende‘ besser bekannt als Perpetuum mobile.
Das Gaffa-Tape als Material des Provisorischen
Gaffa-Tape: Ein Material, das wie kaum ein anderes derzeit eine eigene Fankultur um sich schürt. So heißt es in dem Song Schwarze Wolke des deutschen Rappers Prince Pi von 2013: „ … jedes Problem lösbar mit Gaffa und Schweizer, der gute alte MacGyver …“. (Prince Pi: Schwarze Wolke, Album: Kompass ohne Norden) Der Verweis auf die TV-Figur Angus MacGyver, bekannt für die Fähigkeit, die unmöglichsten Probleme mit simplen Materialien lösen zu können, weist nicht nur auf die Beliebtheit des Klebebandes, sondern auch auf dessen Potenziale bezüglich eines intelligenten, provisorischen Problemlösens hin.
Nicht Suchen, sondern Finden: die Arbeitsecke als Provisorium
Bei der Arbeitsecke handelt es sich um keine Ecke im architektonischen Sinne. Vielmehr hat diese mit Prozessen des Hervorbringens und Handelns zu tun, mit Blickwinkeln und Wissenskonzepten. Grundlegend ist eine provisorische Struktur wie auch die Aufmerksamkeit auf jene Momente, in denen etwas auf die Spur gekommen wird.
Prototyp als Provisorium im Entwurfsverfahren
Anhand des Luftschiff-Projekts von Francesco Lana de Terzi aus dem Jahr 1670, kann eine wichtige Phase des Entwurfsprozesses dargestellt werden: Die Prozessualität des Entwurfs endet nicht mit der vermeintlich finalen Zusammenstellung eines Konzepts, sondern ist selbst wiederum die Grundlage für weitere Entwürfe. Ziel dieses Beitrags ist es, den Prototyp als Provisorium im Kontext des Entwurfsverfahrens zu untersuchen.
Rein provisorisch – ein Kommentar
Rein provisorisch. Einige Gedanken zum Thema.