In der Alltagssprache verwenden wir das Verb ‚anerkennen‘ meistens in Bezug auf Personen, um sie mit ihren bestimmten Eigenschaften oder Fähigkeiten wertzuschätzen. Wir gehen davon aus, dass anzuerkennende Eigenschaften oder Identitätsaspekte in irgendeiner Form bereits vorhanden sind. Diese dominante Bedeutung von ,Anerkennungʽ geht auf das 18. Jahrhundert zurück, insbesondere auf Jean-Jacques Rousseau, der mit seiner Unterscheidung von ,amour propreʽ und ,amour de soiʽ einen zentralen Bedeutungswandel einleitete. Wurde der Begriff noch im 17. Jahrhundert, u.a. bei François de La Rochefoucauld, als egozentrisches Verlangen nach Lob und als eine menschliche Schwäche ausgelegt, entwickelte sich mit Rousseau die Vorstellung eines menschlichen Grundbedürfnisses nach Anerkennung.11Vgl. Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.), Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 43.
Eine der prominentesten Anerkennungstheorien, die auf diesem identitätsbestätigenden Verständnis basiert, stammt von Axel Honneth. Seiner Philosophie zufolge hänge gesellschaftspolitischer Fortschritt in entscheidender Weise von einer Erweiterung von Anerkennungsverhältnissen ab: „[E]s sind die moralisch motivierten Kämpfe sozialer Gruppen, ihr kollektiver Versuch, erweiterten Formen der reziproken Anerkennung institutionell und kulturell zur Durchsetzung zu verhelfen, wodurch die normativ gerichtete Veränderung von Gesellschaften praktisch vonstatten geht“22Honneth, Axel: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt a. M. 1992, S. 149. Ein wesentlicher Grund für mangelnde soziale Gerechtigkeit sei laut Honneth in der Missachtung des menschlichen Grundbedürfnisses zu finden, in seiner individuellen und sozialen Identität geliebt, geachtet und gewertschätzt zu werden.33Vgl. Honneth, Axel: „Der Grund der Anerkennung. Eine Erwiderung auf kritische Rückfragen“. in: Ders.: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Mit einem neuen Nachwort. Frankfurt a. M. 2003, S. 303–341, hier S. 207.
Nun deuten bereits alltägliche Verwendungsweisen darauf hin, dass ,anerkennen‘ nicht nur einen bestätigenden, sondern auch einen stiftenden Aspekt beinhaltet. Beispielsweise wird mit der Anerkennung eines Fußballtors, einer Studienleistung oder eines Verbrechens das An-Erkannte überhaupt erst als solches wirksam gemacht. Bereits im Alltagszusammenhang oszilliert ,Anerkennungʽ somit bereits zwischen einem schon und noch nicht Bestehenden.44Vgl. Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.), Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 39-40. In verschiedenen Sozialwissenschaften ist seit ungefähr zwei Jahrzehnten eine Verschiebung von einem ethisch-normativen zu einem analytischen Begriffsverständnis zu beobachten. ,Anerkennung‘ wird zunehmend als ein vielschichtiges und paradoxes Geschehen aufgefasst, bei dem sich Menschen nicht nur in ihren vermeintlich bestehenden Identitäten gegenseitig wertschätzen, sondern überhaupt erst Identitäten erzeugen. Anerkennungsakte geraten dementsprechend auch als machtvolle zwischenmenschliche Ereignisse in den Blick.
Im erziehungswissenschaftlichen und musikpädagogischen Diskurs spielt in diesem Zusammenhang die Subjektivationstheorie Judith Butlers eine zentrale Rolle. Laut Butler kennzeichne Subjektsein den „ekstatische[n] Charakter unserer Existenz“55Butler, Judith: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt a. M. 2009, S.59.. Wir begehren eine Identität, die für andere erkennbar ist und zumindest in bestimmten Kontexten auf soziale Wertschätzung stößt. Dazu müssen wir uns notgedrungen zu den Adressierungen und sozialen Kategorien anderer in irgendeiner Form positionieren. Subjektwerdung ereigne sich stets in einem Wechselspiel von Adressiert-Werden und Sich-dazu-Verhalten. Dem Anerkennungsrahmen einer Gesellschaft komme bei der Subjektbildung eine zentrale Bedeutung zu, weswegen Butler in diesem Zusammenhang auch von einer „diskursive[n] Identitätserzeugung“66Butler, Judith: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung, Frankfurt a. M. 2001, S. 83. spricht. Auch in der noch so kritischen Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Anerkennungsrahmen bleibe man als Subjekt an die zur Verfügung stehenden Normen, Kategorien und Verwerfungen einer Gesellschaft gebunden. Adressierungen und Selbstpositionierungen sind mit Butler somit als ein ambivalentes Geschehen zu betrachten, da wir gesellschaftliche und kulturelle Normen „brauchen, um leben zu können, [durch die wir aber auch] in Weisen gezwungen werden, die uns manchmal Gewalt antun“77Butler, Judith: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt a. M. 2009, S. 327.. Mit dem Konzept der Subjektivation betont Butler den unterwerfenden und zugleich selbstbestimmten Prozess der Selbstpositionierung. Im Kontrast zum Konzept der Anrufung bei Louis Althusser88Vgl. Althusser, Louis: „Ideologie und ideologische Staatsapparate (Anmerkungen für eine Untersuchung)“, in Ders. (Hg.): Ideologie und ideologische Staatsapparate. Aufsätze zur marxistischen Theorie, Hamburg 1977, S. 108–152, hier S. 142–143. werden Subjekte nicht einfach bestehenden gesellschaftlichen Adressierungen unterworfen, sondern können sich gegenüber diesen bis zu einem gewissen Grad selbstermächtigend verhalten. Ausgehend von Butler stellen Anerkennungsakte somit weniger eine intentionale moralische Handlung dar, sondern bilden ein Strukturmoment einer jeglichen zwischenmenschlichen Kommunikation.
Die Erziehungswissenschaftler*innen Nicole Balzer und Norbert Ricken bestimmen ,Anerkennung‘ in diesem ambivalenten, machtkritischen und deskriptiven Sinn wie folgt: „[M]it Anerkennung ist die zentrale Frage berührt, als wer jemand von wem und vor wem wie angesprochen und adressiert wird und zu wem er/sie dadurch vor welchem (normativen) Horizont sprachlich bzw. materiell etablierter Geltungen gemacht wird“99Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.): Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 73.. Mit dieser Definition wird ,Anerkennung‘ als vielschichtiges wissenschaftliches sensitizing concept, u.a. für empirische Analysen zwischenmenschlicher Kommunikation interessant.
In meiner im Rahmen des Graduiertenkollegs entstandenen musikpädagogischen Dissertation1010Honnens, Johann: Sozioästhetische Anerkennung. Eine qualitativ-empirische Unter-suchung der arabesk-Rezeption von Jugendlichen als Basis für die Entwicklung einer situativen Perspektive auf den Musikunterricht (Perspektiven musikpädagogischer Forschung, Bd. 7), Münster, New York 2017. beschäftigte ich mich mit der Frage, wie sich Jugendliche im Beisein eines Erwachsenen anhand ihres Musikgeschmacks gegenseitig anerkennen. Hierfür analysierte ich Gruppendiskussionen mit Jugendlichen, die die türkischsprachige arabesk-Musik1111Das Konstrukt arabesk-Musik steht im musikwissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs für ein popmusikalischen Genre, das sich in den späten 60er Jahren in der Türkei zu entwickeln begann. Als ein zentrales Stilcharakteristikum gilt seine hybride Mischung aus Volksmusik-, Kunstmusik- und Popularmusiktraditionen. Als weitere zentrale Kennzeichen der arabesk-Musik werden oftmals die hervorgehobene Bedeutung synthetischer Streicher und eines relativ großen Perkussionsensembles genannt. Darüber hinaus wird häufig auf die spezifischen Texte verwiesen, die sich auf eine auffällig düstere und zugleich eigenartig abstrakte Weise mit Trauer, Leid und Verlust auseinandersetzen (vgl. Honnens, 2017, S. 80–89). Um arabesk-Musik existiert in der Türkei eine sehr umfangreiche und politisierte Debatte. So beinhaltet bereits der frankophone Terminus arabes keine pejorative Konnotation. Der Begriff wurde von einer westtürkischen, säkularen Schicht geschaffen, um sich von einer Musik abzugrenzen, die ihrer Meinung nach geschmacklos, rückwärtsgewandt, provinziell, arabisch und somit nicht türkisch im kemalistischen Sinne sei (vgl. Honnens, 2017, S. 89–104).präferieren. In Erweiterung der bestehenden Anerkennungsdiskussion interessierte mich insbesondere der Aspekt, auf welche Weisen musikbezogene Anerkennungshandlungen praktiziert werden: Zum einen, welche Anerkennungstechniken verwendet werden, und zum anderen, wie verschiedene soziale Positionierungsebenen miteinander verschränkt werden – u.a. makrosoziale, peerkulturelle, popkulturelle oder institutionalisierte Dimensionen. Anknüpfend an die filmwissenschaftlichen Untersuchungen von Patricia Feise-Mahnkopp1212Feise-Mahnkopp, Patricia: „Zwischen ,Meta-Popʽ, ,religioiderʽ Kunst und Kult: Zur Sozio-Ästhetik der „Matrix“-Filmtriologie“, in: Kleiner, Marcus S./ Wilke, Thomas (Hg.): Performativität und Medialität Populärer Kulturen. Theorien, Ästhetiken, Praktiken, Wiesbaden 2013, S. 191–222. benenne ich diese praxeologische und diversifizierte Analyseperspektive als „Sozioästhetische Anerkennung“ und werde sie im Folgenden veranschaulichen.
Um die Wirkung von arabesk-Musik zu beschreiben, verwenden meine Interviewpartner*innen oftmals das Wort damar, das im Deutschen mit „Ader“ oder „Vene“ übersetzt werden kann. Geht man von dem qualitativ-empirischen Ansatz der Rekonstruktiven Sozialforschung1313Bohnsack, Ralf: Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden, 8. Auflage. Opladen, Farmington 2010. aus, bildet damar eine Fokussierungsmetapher, in der das habitualisierte Wissen der Jugendlichen zu arabesk-Musik kulminiert. Damar wird in anderen Interviewpassagen einem anderen jugendkulturellen Code, isyan, gegenübergestellt. Beide Begriffe stehen für musikbezogene Traurigkeitsästhetiken, die bei genauerer Betrachtung feine Unterschiede und Distinktionsfunktionen aufweisen. Isyan bezeichne eine exzessive, mit Selbstmordphantasien verknüpfte Traurigkeit und wird oftmals auch ironisch in alltäglichen Situationen verwendet, z. B. wenn man keine Lust auf Unterricht oder sein Smartphone verloren hat. In deutlichem Kontrast dazu charakterisiere damar eine Traurigkeit in der Musik, die zutiefst existentiell, zugleich aber erhaben und moralisch integre sei. Von diesem mit arabesk-Musik assoziierten damar-Zustand könne man überhaupt erst ergriffen werden, wenn man genügend Lebens- und Liebeserfahrungen gemacht habe.
Ausgehend von der traurigkeitästhetischen Position damar wenden die Jugendlichen unterschiedliche Techniken an, um sich in anderen sozialen Positionen wechselseitig anzuerkennen und um eine Anerkennung seitens des Interviewers sowie einer imaginierten Leserschaft des Interviews zu antizipieren. Eine wichtige Funktion hat beispielsweise das Narrativ, dass man nur Musik mit damar bezeichnen kann, nicht etwa Personen oder subjektive Gefühlszustände. „Ich bin damar drauf“ funktioniere nicht, wohingegen „ich bin isyan drauf“ insbesondere unter jüngeren Kindern und Mädchen inflationär verbreitet sei. Man werde bei genügend erlangter Reife sozusagen in den damar-Zustand der Musik hineingezogen und die Musik könne von sich aus einen Menschen verändern. Mit Gabriele Klein und Melanie Haller kann an dieser Stelle von einer Naturalisierungstechnik gesprochen werden. Die Musik und ihre Wirkungen werden auf eine bestimmte Weise mystifiziert, so dass Identitätskonstruktionen für andere quasi-natürlich wirken.1414Vgl. Klein, Gabriele/ Haller, Melanie: „Körpererfahrung und Naturglaube. Subjektivierungsstrategien in der Tangokultur“, in: Klein, Gabriele (Hg.): Tango in Translation. Tanz zwischen Medien, Kulturen, Kunst und Politik, Bielefeld 2009, S. 123–136, hier 125–128.
In mehreren Gruppendiskussionspassagen fordern die befragten Jugendlichen voneinander Authentizitätsbeweise ein. So wird einem Jungen von den beiden anderen Klassenkameraden unterstellt, er habe den türkischen Text nicht richtig verstanden, ein anderes Mal, dass er immer noch isyan-Lieder höre, die eigentlich eher Mädchen und jüngere Jugendliche bevorzugen. Um Subjektpositionen wechselseitig zu authentifizieren oder zu de-authentifizieren, werden externe Zeugen eingefordert, insbesondere das Smartphone. Im Gegensatz zu persönlichen Aussagen erhält es die Bedeutung, nicht lügen und wahrhaftig darüber Auskunft geben zu können, ob jemand der Position eines ,reifen‘ und erwachsenen Jugendlichen entspreche oder nicht. Das Smartphone wird sozusagen als das ,wahre Ich‘ konstruiert.
Anhand von Anerkennungstechniken wie Authentifizierungen, De-Authentifizierungen, Naturalisierungen oder Zeugenschaften adressieren sich die befragten Jugendlichen nicht nur in der jugendkulturellen damar-Position. Sie erzeugen in ihren wechselseitigen Anerkennungsakten auch komplexe, intersektional miteinander verschränkte makrosoziale Identitäten, von denen ich drei wichtige Dimensionen im Folgenden aufliste:
1. als erwachsen und in Distinktion zu jüngeren Jugendlichen, die die weniger erhabene und minderwertigere Traurigkeitsästhetik „isyan“ verkörpern
2. in einer reifen und vernünftigen Männlichkeit, indem sich die Jugendlichen von den vulgären Männlichkeitsinszenierungen des so genannten Gangstarap abgrenzen
3. als „gut integriert“ und „angepasste Schüler*innen“, indem die Jugendlichen im Rahmen der Interviews signalisieren, dass sie nicht dem mehrheitsgesellschaftlichen Stereotyp der deutsch-türkischen Problemmigrant*innen entsprechen
Insbesondere die letztgenannte soziale Positionierung verweist auf den Anerkennungsrahmen des Interviews selbst. Bereits der gewählte Gesprächsinhalt arabesk-Musik, gewählt durch einen Interviewer ohne Migrationsgeschichte, bildet eine mögliche Ursache dafür, dass der Integrationsdiskurs in Deutschland ein wirkmächtiger Anerkennungsrahmen für die Jugendlichen darstellt. Dementsprechend wurde mit diesem Doing Content auch ein Stück weit ein Doing Difference reproduziert, was weitere empirische Forschungsarbeiten methodologisch vor die Aufgabe stellt, noch stärker zu einem macht- und rassismuskritischen Undoing Difference beizutragen.1515Vgl. Honnens, Johann: „Hegemoniale Männlichkeiten in musikbezogenen Aushandlungen von Jugendlichen. Eine praxeologische und intersektionale Analyse,“ in: Diskussion Musikpädagogik 90, S. 52–59, hier S. 57f.
- 1Vgl. Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.), Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 43.
- 2Honneth, Axel: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt a. M. 1992, S. 149
- 3Vgl. Honneth, Axel: „Der Grund der Anerkennung. Eine Erwiderung auf kritische Rückfragen“. in: Ders.: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Mit einem neuen Nachwort. Frankfurt a. M. 2003, S. 303–341, hier S. 207.
- 4Vgl. Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.), Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 39-40.
- 5Butler, Judith: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt a. M. 2009, S.59.
- 6Butler, Judith: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung, Frankfurt a. M. 2001, S. 83.
- 7Butler, Judith: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen. Frankfurt a. M. 2009, S. 327.
- 8Vgl. Althusser, Louis: „Ideologie und ideologische Staatsapparate (Anmerkungen für eine Untersuchung)“, in Ders. (Hg.): Ideologie und ideologische Staatsapparate. Aufsätze zur marxistischen Theorie, Hamburg 1977, S. 108–152, hier S. 142–143.
- 9Balzer, Nicole/ Ricken, Norbert: „Anerkennung als pädagogisches Problem. Markierungen im erziehungswissenschaftlichen Diskurs“, in: Schäfer, Alfred/ Thompson, Christiane (Hg.): Anerkennung, Paderborn 2010, S. 35–87, hier S. 73.
- 10Honnens, Johann: Sozioästhetische Anerkennung. Eine qualitativ-empirische Unter-suchung der arabesk-Rezeption von Jugendlichen als Basis für die Entwicklung einer situativen Perspektive auf den Musikunterricht (Perspektiven musikpädagogischer Forschung, Bd. 7), Münster, New York 2017.
- 11Das Konstrukt arabesk-Musik steht im musikwissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs für ein popmusikalischen Genre, das sich in den späten 60er Jahren in der Türkei zu entwickeln begann. Als ein zentrales Stilcharakteristikum gilt seine hybride Mischung aus Volksmusik-, Kunstmusik- und Popularmusiktraditionen. Als weitere zentrale Kennzeichen der arabesk-Musik werden oftmals die hervorgehobene Bedeutung synthetischer Streicher und eines relativ großen Perkussionsensembles genannt. Darüber hinaus wird häufig auf die spezifischen Texte verwiesen, die sich auf eine auffällig düstere und zugleich eigenartig abstrakte Weise mit Trauer, Leid und Verlust auseinandersetzen (vgl. Honnens, 2017, S. 80–89). Um arabesk-Musik existiert in der Türkei eine sehr umfangreiche und politisierte Debatte. So beinhaltet bereits der frankophone Terminus arabes keine pejorative Konnotation. Der Begriff wurde von einer westtürkischen, säkularen Schicht geschaffen, um sich von einer Musik abzugrenzen, die ihrer Meinung nach geschmacklos, rückwärtsgewandt, provinziell, arabisch und somit nicht türkisch im kemalistischen Sinne sei (vgl. Honnens, 2017, S. 89–104).
- 12Feise-Mahnkopp, Patricia: „Zwischen ,Meta-Popʽ, ,religioiderʽ Kunst und Kult: Zur Sozio-Ästhetik der „Matrix“-Filmtriologie“, in: Kleiner, Marcus S./ Wilke, Thomas (Hg.): Performativität und Medialität Populärer Kulturen. Theorien, Ästhetiken, Praktiken, Wiesbaden 2013, S. 191–222.
- 13Bohnsack, Ralf: Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden, 8. Auflage. Opladen, Farmington 2010.
- 14Vgl. Klein, Gabriele/ Haller, Melanie: „Körpererfahrung und Naturglaube. Subjektivierungsstrategien in der Tangokultur“, in: Klein, Gabriele (Hg.): Tango in Translation. Tanz zwischen Medien, Kulturen, Kunst und Politik, Bielefeld 2009, S. 123–136, hier 125–128.
- 15Vgl. Honnens, Johann: „Hegemoniale Männlichkeiten in musikbezogenen Aushandlungen von Jugendlichen. Eine praxeologische und intersektionale Analyse,“ in: Diskussion Musikpädagogik 90, S. 52–59, hier S. 57f.